Der Sommer kommt
- Simon Burkhardt
- May 13, 2022
- 5 min read
und das Ende vom Semester auch. Darum gilt es, nochmal mit Vollgas den schwedischen Austausch zu geniessen.
Dies ist wohl einer der letzten Blogposts zum Studentlife. Das Semester neigt sich immer deutlicher dem Ende zu - und darauf habe ich nicht so Bock :(
Nächste Woche bin ich für einen Abstecher in der Schweiz und bin gespannt, wie der Reverse Culture Shock mich umhaut. Auf jeden Fall werde ich am 25. meinen Overall am FHNW Grillfest flexen und mir den ein oder anderen Spass erlauben. Aber noch will ich nicht zu stark ans Ende denken. Darum nochmal vollgas Abenteuer
Segeln
Natürlich habe ich mich schon vor Antritt meines Aufenthaltes in Linköping mit der

Recherche eines Segelplatzes befasst. Linköping hat tatsächlich einen über 100-jährigen Segelclub am Roxen See. Der Yachthafen befindet sich Kanal im 20 Velominuten entfernten Industriegebiet von Linköping. Nach langem Warten, ist die Sonne nun im "fake"-Frühling hervor gekommen und melde mich beim Segelclub für eine Mitgliedschaft. Einige e-mails später bin ich und zwei deutsche Kollegen dabei. Und der Winter meldet sich ebenfalls zurück auf dem Deck. Darum haben wir dann die Einführung in die 50-jährigen Mustang Jr. Boote bei Schneetreiben im Hafen.
Der Hafen ist an einem Kanal, der zum See führt. So hat man 10 Minuten um gemütlich unter geräuschlosem Elektromotor entlang der paradiesischen Landschaft entlang zu schiffern. Kaum draussen auf dem See bläst auch schon ein stabiler Westwind mit 12 Knoten und die Sache wird schnell sportlich.
Perfekteres Segelwetter ist mir so noch nie begegnet. 10/10 werde wieder Segelboot. Bei der Aussicht auf dem See kann ich fast nur ans Mittelmeer denken. Und das trotz der Temperatur von gerade mal 20°C, was ungefähr das sommerliche Maximum hier ist.
Ein Nebeneffekt vom Segeln ist, dass sich plötzlich ganz viele Kollegen melden, die unbedingt auch segeln wollen. Die Liste ist so lang, dass ich die Hälfte bereits vergessen habe. Aber bei dem Mietpreis von einem Fünfliber pro Nachmittag werde ich noch oft über den Roxen cruisen gehen 😎
Orchester

Ich bin jetzt offiziell ein Mitglied 😀
Zur Feier darf ich auch gleich wieder ein 30s Solo bei der Probe abhalten. Schon Wochen zuvor überlege ich mir, ich könnte "W-Nuss vo Bümplitz" auf schwedisch singen. Ein Student aus dem philosphisch veranlagten Studenten-Kafé Myran hilft mir beim Sonntagsbrunch, einige Wörter auszuschwedisieren. Leider verpasse ich die hälfte meiner 30s Solozeit und schaffe es nur knapp bis zum Refrain.
Venus från Bümpliz går genom gatorna lätt och flyktig som en gas så ouppnåeligt högt hornaktig hallonkillar blyg och bra som får fint finkammad kommer otålig nära och sparrisen växer tidigt på morgonen Solen kommer. det blir långsamt varmt
Venus från Bümpliz ! är skön som en eld i natten som en ros i snön när du träffar henne ute i Bümplitz då slår mitt hjärtat i min halsgropen och jag ser hur jag går under, jo jo
Ich habe dann viel Information-Information (ausgesprochen: Informakchuun-Informakchuun) erhalten. Unter Anderem eine Historie und Fun Facts zum Verein. z.B.
Was ist denn nun Studentenmusik? Gemäss den Risk-SMASK Statuten sie definiert als:
"eine humoristische und respektlose Form musikalischer Praxis, oft in akademischer Kulisse aufgeführt, wo der volle Spass am Spielen und nicht zwingend die musikalische Spielfertigkeit im Vordergrund steht."
Im Ballett gilt zudem die sehr sympathische Regel:
"Es gibt kein falsches Tanzen, nur mehr oder weniger geplante Solos"
Jetzt darf als nächstes Projekt meine Uniform (Laborschürtze) im Baumarkt kaufen und dann einfärben.
Mein erster öffentlicher Auftritt als Tänzer steht noch an, weil ich ja leider zum Zeitpunkt der Orchesterconvention in Uppsala mit einer Megaerkältung im Bett lag. Darum wird mein Debut die geplante "Farewell Mingele Party" für alle Austauschstudenten. Eigentlich super praktisch, dann sind eh alle meine Fans da und ich muss nicht extra einladen.
Korridorparties

Noch am Vormittag telefoniere ich mit meinem Grosi und antworte auf die Frage, was ich denn heute noch so vorhabe brav mit: "Der Kollege hat zu sich eingeladen. Wir machen einen Spieleabend". Was nicht gelogen ist. Es steht eine legendäre Korridorparty an, organisiert vom legendären Adam. Nicht nur, dass er sehr viel Mühe in die Organisation einer Trinkspielolympiade steckt, sondern auch seine kreativen Radiowerbungen machen seine Parties zu etwas besonderem. Ich nutze die Gelegenheit und lasse mir in der Nacht mein rechtes Hosenbein von jeder Person zünftig durchsignieren. Dabei muss ich an den anderen Tag denken, wenn ich mir dann in Ruhe alle Sprüche anschauen darf. Übrigens ist das Durchmachen auch einiges einfacher, wenn es schon um 4:00 Uhr anfängt heller zu werden.
Radioansagen
Kravall
Die üblichen Studentenparties... Rechts ist übrigens ein Video, wie es jeden zweiten Morgen auf dem Schulweg aussieht. Die Partiesektionen halten kleine Parties auf dem Veloweg ab um Werbung für die nächste Kravall-Party zu machen.
Mittlerweile hat sich auch das Anstehen für Tickets etwas gelegt. Schon zum zweiten Mal finde ich während dem Donnerstagsbier noch einen Stand an dem Tickets für am Abend angeboten werden. Das Angebot nutze ich auch, da ich Mitte Mai in der Schweiz bin und den grössten, besten und krassesten Kravall von allen verpasse: den UteKravall. Ein riesen Festival zu dem 4'000 Studenten aus ganz Schweden anreisen. Meine Kollegen jedoch bilden bereits Gruppen und organisieren fleissig in Exceltabellen Schichtpläne für das 2-tägige Anstehen um an Tickets zu kommen.
Übrigens: Wasser ist sexy, nimm ein Glas!

Die Partyplaylist hat inzwischen einen schwedischen Ableger bekommen, wo nur noch schwedische Songs drauf sind.
Unterricht
"Just try to not do anything obviously stupid" ~ Dozent in ASIC for DSP über die Methodik bei der Designoptimierung ~ (wie beim Stapeln der Einkäufe in die Tüte. Man kann schwer beweisen, dass der Stapel optimal ist. Aber man kann darauf achten, dass die zerbrechlichen Dinge nicht durch schwere Gegenstände zerdrückt werden)
Alleine der "ASIC for DSP" Kurs ist so spannend, dass ich mir überlege darüber einen Fachvortrag zu machen. Die LWDF-Bausteine zusammen mit der Design-Methodik und der eigenen Matlab Toolbox, machen den Unterricht sehr wertvoll und interessant.
Zudem habe ich noch eine Interessante Anekdote von meinen Klassenkameraden. Diese besuchen parallel den Kurs TSEK06, der berüchtigt ist, der teuerste Kurs an der ganzen Linköping University zu sein. Das ist auch ganz einfach damit erklärt: dass die Studis einen eigenen ASIC designen, der dann auch hergestellt wird.
"One of the few courses in the world that teaches the complete design flow from idea to fabricated chip"
Ich plaudere kurz mit den Jungs und lasse mir das Design in Cadence zeigen. Anscheinend gibt es die Challenge, welches Team denn den lowest-power SAR-ADC entwickelt. Ein Student aus einem anderen Team beschwert sich, "dass die anderen voll am bscheissen sind". Weil "die haben die Supply Voltage halbiert, dann braucht das natürlich weniger Power".
Fridays for Future
Auch so ein schwedischer Export, der ausprobiert werden muss - obwohl ich dazu nichtmal einen Unterricht schwänzen kann. Aber ich mag die anarchistisch veranlagte Kollegin, die mich zum Event mitnimmt. Die Sonne scheint uns ins Gesicht und wir plaudern ganz gemütlich. Lustig ist, dass wir zum jüngeren Teil der 11 Anwesenden zählen. In Schweden ist das gar nicht so eine rebellische Jugendbewegung.

Swiss Flex
Die Welt ist manchmal klein. Neben der solothurner Seglerin aus Motala gibt es noch mehr Halbschweizer. Diese Woche landet eine ominöse Anfrage in meiner Instagram Inbox. Da hat sich ein schwedischer Student beim Donnerstagssaufen bei den International Studenten nach Schweizern erkundigt. So gehe ich mit ihm dann auch gleich ans nächste Donnerstagssaufen. Sein Vater ist aus Zürich, er selber lebt aber seit 16 Jahren in Schweden und freut sich, mal wider sein Schweizerdeutsch auszupacken.
Zukunftspläne
Am Mittwoch habe ich ein Zoommeeting mit einem Vorstandsmitglied von ESN FHNW. Ich habe mich beworben um auch in der Schweiz weiterhin den International Vibe zu leben. Es sieht gut aus. Momentan bin ich der einzige Bewerber für den Posten des "Local Representative", also der Botschafter, der an alle Events entsandt wird 🙃
Glücklicherweise haben mich die Studenten der FHNW Muttenz auf den Prix Bartholdi aufmerksam gemacht. Da ich für meine Projektarbeit hier offiziell gar keinen Fachbericht schreiben muss, bin ich aktuell dabei, einen Praktikumsbericht für diesen Wettbewerb zu schreiben. Ich kann mir vorstellen, dass es auch einige Personen an der FHNW gibt, die sich für diesen Bericht interessieren.
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