LiTHeBlås Eurotour 2022
Updated: Jun 26, 2022
Die Eurotour mit LiTHeBlås stellt das Highlight des ganzen Semesters dar. Obwohl ich nur eine Woche mit dem Orchester verbringe, schweisst uns die Tour zusammen, wie es 5 Monate mit andern internationalen Studenten nicht geschafft haben. Ich kann mich glücklich schätzen, Teil dieser Truppe aus "spexigen", spassgierigen Leuten zu sein.
Auftakt
Dass am Ende vom Semester, auf den Gong der letzten Prüfung alle Orchesterleute ins Raumschiff hüpfen und durch Europa touren, ist mir lange vor Abfahrt bekannt. Als der Tag der Abreise dann näher kommt und ich bisher alle grossen Events mit LiTHeBlås (aufgrund Krankheit) verpasst habe, bin ich dann doch etwas nervös.
Etwa zwei Wochen vor Abreise bereiten wir im Ballett uns auf die Tour vor. Das Damenballett beschäftigt sich mit dem Nähen von gelben, uniformkonformen Latzhosen. Diesen Trick haben sie bei den blauen Uniformhosen der Musikanten abgeschaut. Wir Buben vom Herrenballett haben da eine andere Vorstellung von einer alternativen Uniform und bestellen ebenfalls ein paar neue Hosen. An einem gemütlichen Freitagabend schieben wir uns Tacos rein und nähen die blauen Streifen auf die neuen Hosen während in TV (traditionsgemäss fürs Herrenballett) Austin Powers läuft.
Die Uniform
Da ich so viele Events mit dem Orchester verpasst habe, war der einzige Einsatz meiner Uniform, die Eurotour. Darauf hab ich mich mächtig gefreut, endlich auch visuell Teil der Gruppe zu sein. So eine Uniform muss jeder selber anfertigen und anschliessend genehmigen lassen. Die Anforderungen / Anleitung dazu:
weisse Laborschürze kaufen Tänzer: weises Shorts sowie Beinwärmer bestellen 🌈 Orchester: weisse Latzhose kaufen
Tänzer: Schürze dunkelblau und Shorts "ausgewaschen" gelb färben Orchester: Schürze "ausgewaschen" gelb und Hosen dunkelblau färben
Schürze nach innen falten und annähen damit eine schwere Jacke mit praktischen Innentaschen entsteht
Tänzer: Dunkelblau + hellblaue Streifen auf die Seiten der Shorts nähen Orchester: Gelbe Streifen auf die Seiten der Latzhosen nähen
Tänzer: " BlåsYran " mit gelber Farbe auf den Rücken schreiben Orchester: " LiTHeBlås " mit blauer Farbe auf den Rücken schreiben
lustige Kopfbedeckung tragen
BlåsYran ist die Bezeichnung des Balletts und ein Wortwitz. Blås als Teilname des Blåsorchesters, Yran ist ein Zustand der Verwirrung und Blå Syran heisst Blausäure.
Zur Ausstattung auf Tour gehört aber noch ein wenig mehr als nur die Kleidung an sich. Die Taschen im Rücken der Jacke sind verdammt praktisch. Zeitweise kann ich dort zwei T-Shirts, Sonnencreme, Deo, 'nen Schockiriegel, 1l Wasserflasche und meinen IKEA-Buckethat verstauen und habe trotzdem noch Platz um das geplünderte Gut eines halben Souvenirladens zu verstecken.
Typischer Tag im Bus
Nachfolgende Erzählungen basieren auf meinen Erinnerungen, Namen, Ereignisse und Aussagen existieren. Zuweisung der Personen zu Aussagen stimmt nicht immer, da das ganze auf Schwedisch ablief und ich teilweise die Namen der Leute nicht mehr zuordnen kann. Der Witz der Erzählung bleibt hoffentlich noch erhalten :)
Im Gegensatz zu der Busreise nach Lapland, ist die Reise mit LitheBlas einiges entspannter, aufregender und kurzweiliger. Das kommt daher, dass jeder an Board dazu ermutigt wird am "Skit-Snack" (trash-talk) teilzunehmen. Ein Skit-Snack ist eine Form der Unterhaltung mit dem eigentlichen Sinn, Totzeit zwischen Orchestersongs zu überbrücken (wenn Notenblätter gewechselt werden). Bei einer Aufführung darf es nie still sein! Wie genau man diese Stille überbrückt ist egal. Man kann das Orchester auf schwedisch-deutsch dem Publikum vorstellen, man kann erklären wie das Game CS:GO funktioniert, oder einfach nur, dass man nervös ist einen Skit-Snack machen zu müssen.
Jedenfalls, kann man diese Praxis im Bus üben - das Mikrophon ist offen - Bühne frei.
Ja, Hallo, ich heisse Eb-dur und ich spiele die Trompete in der Trompetensektion. Ich erzähle euch heute, wie man einen Computer zusammenbaut. Aso, ein Gamingcomputer. Das ist gar nicht so schwierig. Ihr fangt an mit einem Prozessor. Der kostet viel teuer Geld, ist aber mega wichtig......
Hallå, ich heisse Däckert und ich spiele das Baritonhorn in der Horn-Fagott-Sektion. Es wird langasm spät, ich lese euch jezt etwas aus dem Buche Tolkien's Silmarillion vor: It is told among the wise that the First War began before Arda was full-shaped, and ere yet there was any thing that grew or walked upon earth; and for long Melkor had the upper hand. But in the midst of the war a spirit of great strength and hardihood came to the aid of the Valar....
Hej, ich heisse DJ-ON und ich spiele meinen Hintern im Herrenballett. Ähm, das ist mein erster Skit Snack und ich erzähle jetzt ein bisschen darüber, was mir in Schweden so aufgefallen ist. Ehm aso, jo... In meinem Heimdialekt in der Schweiz haben wir genau wie in Schweden auch "Jo", "Nei" und "Aso". Und während meinem ersten Monat war das voll verwirrend, wenn ich Schweden hörte: schwedisch..schwedisch.. JOOO, ASO... schwedisch..schwedisch.. JOO, ASO... schwedisch.
Zudem gibt es Quizrunden, um die vom Simarillion gelangweilten Musikanten wieder etwas aufzumuntern. Formen von Quizes gibt es zahlreiche. z.B. errate, ob die folgenden Namen entweder ein Antidepressiva-Medikament oder ein Charaktername aus Tolkiens Büchern ist: App
Es gibt auch ein Quiz mit Disney-Songs, wo man Film, Songname und Sprache einiger abgespielter Songs erraten musste.
Neben den unterhaltsamen Geplapper gibt es täglich reguläre Events für die gewisse Gruppierungen des Orchesters die Verantwortung tragen. Da gibt es zum einen "dagens-DOMD" (dümmste Aktionen des Tages). Das hohe Gericht der Flötisten sammelt am Vortag dumme Aktionen von Orchestermitgliedern und entscheidet dann, welches die dümmste oder unehrenhafteste Aktion war. Die Person(en) werden dann mit einem Shot Gammeldansk bestraft. Jeder kann jeden für dumme Dinge notieren, auch öffentlich im Mikrophon, damit man sich verteidigen kann. Die Nominationen sind 50% dumme/unehrenhafte Dinge und 50% blöder Spass.
Hej hej, ich heisse 00-Niklas, ich haue die Trommel bei den Trommlern. Ich nominiere Casper, weil ihr Freund ein extrem peinliches Facebookprofil hat von dem sie nichts weiss.
Guten Morgen, ich heisse Curry, ich spiele Krüppel in der gebrochenen-Beinsektion. Ich nominiere DJ-ON weil er kein Schwedisch kann und nicht mitgekriegt hat, dass es ein Schnarchzimmer gibt und er im allgemeinen Zimmer geschnarcht hat.
Moin, ich heisse Tillton und ich spiele Allergiker in der Pollensektion. Ich nominiere 00-Niklas weil er gestern in einem vietnamesischen Restaurant "ching-chang-chong" gerufen hat und das ist rassistisch.
Allihoppa, ich heisse Penus von Krämer und ich spiele Bankkarte in der Reiseleitersektion. Ich nominiere Nuke Dukem weil er mir gestern Abend in der Dusche nicht meinen Hintern nach Zecken absuchen wollte obwohl ich das für ihn gemacht hab.
Hej, ich bin Flamin-Go und ich spiele Expertin in der Spezialkostsektion. Ich nominiere Leffe Langbüchse und Däckert weil sie gestern in Bamberg was unehrenhaftes gemacht haben. An einem katholischen Sonntag in einer katholischen Touristenstadt am helllichten Tag haben sie in Uniform den katholischen Dom geeichelt. Das ist unehrenhaft für das ganze Orchester.
Ich muss erwähnen, dass die meiste Zeit schwedisch gesprochen wird. Der ganze trash-talk, die Quize, die wichtigen Infos sind alle in Schwedisch. Dies kommt mir gelegen, ich habe noch nie so viel Schwedisch gelernt, wie auf der Tour. Und im Prinzip verstehe ich vom Kontext enorm viel. Nur ab und zu lacht der ganze Bus ab einem Witz und bei mir steht ein grosses Fragezeichen im Gesicht. Bei individuellen Gesprächen wechseln einige sogar auf langsames Schwedisch, damit ich Gelegenheit habe zu lernen.
Eine weitere Tradition ist die Wahl vom "dagens Hottie" durch das Herrenbalett. Wir diskutieren, wer denn am Vortag die heisseste Person war und verkünden dies ebenfalls über das businterne Propagandagerät. Die Person(en) die gewonnen haben, dürfen dann zusammen mit dem Herrenballet das T-Shirt ausziehen und hüftschüttelnd in der Bus-bar einen Baileys Shot kippen während "Hot Stuff" ertönt.
Hüttenkäse war heute den ganzen Tag oben-ohne in seinen Latzhosen unterwegs. Hüttenkäse du muskulöses, haariges Biest, komm nach hinten und hol deinen Shot ab!
Mangels Nacktheit am gestrigen Tag können wir heute leider kein Hottie küren.
Jo! König Hoden der 2. hier. Ich spiele im Herrenbalett und wir verkünden das heutige dagens Hottie. Wir haben gleich mehrere: Meskalin, Tuba, Bibbi, Nuke Dukem ihr ward gestern Nacht noch in einem Brunnen nackt baden! Gratulation zum dagens Hottie!
Es gibt zudem noch das Kotz-Bingo. Zu Begin der Tour durfte man einen Bingozettel mit 3x3 Namen drauf kaufen um während der Tour darauf zu hoffen, dass man die richtigen Namen ankreuzen darf. Ob man dem Gewinn einen Schritt näher war erfuhr man ebenfalls durch aufmerksames Zuhören im Bus.
Ehm ja guten Morgen. Plankton ist mein Name. Ich spiele Quiz in der "Disney Power Hour"-Sektion. Und ich habe eine Geschichte zu letzter Nacht. Wir waren ja alle auf der Barrunde durch München. Bei meiner Gruppe fing die Runde hier im Bus in der Bar an. Ballerina Prime hat uns einen erfrischenden Shot präpariert. Mein Magen hat das leider nicht so wahnsinnig gefeiert. Darum hab ich mich dann kurz entschuldigt und habe hinter einem Busch mein Essen verloren.
Die Tour
Worauf ich mich da einlasse, wusste ich zu Begin der Tour nur schleierhaft.
Sowohl die Route als auch die Aktivitäten waren unbekannt. An einigen Punkten erinnert mich das Leben auf Tour an die Zeit im Militär. 6 Uhr Tagwache, physische Anstrengung, geringe Mengen an Schlaf, mit 'nem Haufen Gepäck durch sommerliche Temperaturen marschieren sowie Disziplin bei Kommandos sind alltäglich. Die Anstrengung gepaart mit Alkoholkonsum bringt einige gerade gegen Ende der Tour an ihre Grenzen. Dieses gemeinsame Gefühl der Tour schweisst aber auch zusammen. Und mal ehrlich, im Militär hat man nicht den grossen Spass täglich vor Publikum auf der Bühne rumzuturnen.
Tag 1, Abfahrt
Treffpunkt ist Freitag 10. Juni 15:00 hinter der Uni. Ich treffe das Orchester und einen "Gamliga" (Ehemalige) aus Österreich. Er war letztes Jahr Austauschstudent und Orchestermitglied und kommt jetzt wieder mit auf Tour. Nach mehreren Information-Information Ansagen helfen alle mit anpacken um den Bus zu beladen. Es gibt einen Wettbewerb für die kleinste persönliche Packung (um Gepäckraum zu sparen) sowie einen Wettbewerb für Körpergewicht (wer am Ende der Tour die grösste Differenz vorweisen kann).
Nach einem ersten Shot des Barteams und einem Gruppenfoto geht es dann los, in die Nacht hinein. Die ersten Stunden sind ein richtiges Busfest. Alle sind hyped für die Tour.
In der Mitte des Busses fehlt eine Sitzreihe. Dort ist jetzt die buseigene Bar mit Strichliliste pro bestellten Zentiliter.
Das Klo an Board ist ausser Betrieb - dort wird der Vorrat für die Bar gelagert. Darum gibt es das System: Piss-Pause. Muss man, so teilt man dies lautstark mit. Der Reiseleiter vorne im Bus quitiert die Anfrage mit: "Piss-Paus noterad". Einige Minuten später lenkt der Chauffeur in eine Raststätte, worauf die Kommandos: "förbereda Piss-Paus" und "Piss-Paus!" erklingen. Der ganze Bus rennt nach draussen, Damen in eine Richtung, Herren in die andere. Neben dem Bus spielt eine Bluetooth-Box EDM Musik und diejenigen, die zurück sind, warten ravend auf die anderen.
Jeder Halt wird mit einer disziplinierten Sektionskontrolle abgeschlossen. Die Sektionscheffs zählen ihre Leute und vermelden Vollzähligkeit an den Reiseleiter. "Ballett?" - "Ballett klar!", "Flöte?" - "FLÖTE KLAAAAR!", "Horn-Fagott?" - "...", "Domptör? - Domptör klar!", ........ "Horn-Fagott?" - "Horn-Fagott klar!", "Sektionskontrolle abgeschlossen!"
In den ersten sauflastigen Stunden der Tour folgt die Durchsage: "Ja, meine Männer, aso wir können schon jede halbe Stunde Piss-Pause machen, aber dann kommen wir einfach nie am Ziel an..."
Tag 2, Busnacht
Die erste Nacht fahren wir durch, um möglichst schnell an Süden zu gewinnen. Der Witz lautet: Dänemark existiert ja gar nicht. Weil wenn man in Schweden los fährt wacht man am nächsten Tag in Deutschland auf. Und so ähnlich läuft das dann auch. Die eine Hälfte vom Bus feiert in Unterhosen (Herrenballett) an der Bar während sich die andere Hälfte über die freien Sitze zum Schlafen erfreuen. Nach den frühen, in gemurkstem Halbschlaf verbrachten Morgenstunden, verabschieden wir winkend die Fähre ins Morgenrot. Die Fahrt geht weiter Richtung Niederlande. Am Fenster ziehen diverse Kraftwerke vorbei und der Bus jubelt dabei: Penka: "Windkraft!" - Alle: "JOOOOO!". Penka: "Kohlkraft!" - Alle: "NEEEEJJ!". Irgendwo auf einer Raststätte gibt es dann einen Mittagspause mit zu "Tourioli" umbenannten Büchsenravioli. Am Nachmittag erreichen wir dann endlich unsere erste Destination: Bemmel, Niederlande. Ein kleines, Dorf mit einer Sporthalle in der wir die folgenden 2 Nächte verbringen.
In der brennenden Sonne zeigen wir unsere erste Aufführung der Tour als Dankeschön an die Organisatoren die uns die Unterkunft organisiert haben. Selbe sind selber ein Orchester mit dem Namen Alarm Fase 3. Der Abend ist richtig stimmig mit Moretti-Bier und gratis Grillgut für uns. Zum Dessert gibt es eine Vorführung von AF3 und wir lassen den Abend auf der Wiese liegend ausklingen - so geht europäischer Sommer!
Tag 3, Bemmel
Der Sonntag darauf bietet einiges für LiTHeBlås. Es findet der jährliche Bemmelse Dweildag (Bemmel's Marschtag) statt. 60 Blasorchester sind vor Ort, davon nehmen 12 (inkl. LiTHeBlås) am Hauptwettkampf teil. Auf 4, in der Stadt verteilten Bühnen spielen wir jeweils unsere kühnsten Auftritte. Dazwischen verkosten wir Frikaddel, trinken Bier und lauschen den Vorstellungen der anderen Orchester.
Der finale Auftritt ist in hervorragender 4k-Auflösung auf Youtube dokumentiert. Von einem Ehemaligen hab ich mir sagen lassen, dass es ein seltener Moment ist, dass ein vollständiges 5+5 Ballett auf Tour zu sehen ist. Und ich kann sagen, dass ich maximal Spass hatte. Mein Lieblingstanz von Allen ist der "Tiger Rag", der immer zum Abschluss mit den Pompoms gespielt wird (zu sehen ab 12:10 min)
So ein Tag mit 4 Auftritten schlaucht. Darum verbringen wir den Abend wieder im Sonnenuntergang auf der Wiese neben dem Sportplatz und am nächsten Tag geht die Reise weiter. Natürlich wissen wir nie wohin es als nächstes geht. Darum ist Penka's Lieblingsort in Deutschland auch: "Ausfahrt". So eine Ausfahrt erwischen wir dann auch. Mittagspause in Bonn, Deutschland. Alle finden das super witzig, weil eine Flötistin "Bonn" heisst. Es beginnt eine Challenge, welche lustigen Dinge man "mit Bonn in Bonn" machen kann.
Tag 4, Mannheim
In Mannheim finden wir Unterkunft in einem etwas ungewöhnlichen Etablissement: der evangelischen Hafenkirche Ankerstelle.
Der Auftritt gestaltet sich als Challenge. Der Domptör und die Ballettcheffin sprechen sich auf eine Songliste ab, mit dem Kommentar: "knöpft die Kostüme zu, keine tiefen Ausschnitte. Orchester: ihr spielt heute mal etwas langsamer..."
Wir spielen eine Hand voll Songs für die Hand voll anwesenden Gäste. Dazwischen gibt es jeweils 7 min meditativer Gottesdienst. Genau diese Ruhe haben viele von uns gebraucht. Einmal Pause machen um noch einmal den Tag zu reflektieren.
Übrigens ist der morgendliche Weckton folgendes Lied, das man lieben oder hassen lernt:
Tag 5, München
Der Folgetag bringt eine erneute Busreise mit sich. Tagesziel ist München. Wie an jedem Tag erhalten wir ein Infoblatt mit wichtigen Angaben für den Tag. Kurz nach Ankunft geht's ab ins Hofbräuhaus, wo wir in kurzer Zeit eine Mass vernichten um dann geschwind im Biergarten am Chinesischen Turm aufzutreten.
Geschlafen wird in einer Judo-Halle, jedoch erst nach der obligatorischen Barrunde in den eigenen Sektionen. Wir laufen durch München auf der Suche nach Bars. Die meisten haben geschlossen und wir begnügen uns jedes Mal mit einem take-away Bier.
Am Tag darauf fällt die Busreise etwas kürzer aus. Bevor wir gegen Abend erst los fahren werden wir durch die Reiseleiter mit etwas Kultur unterhalten. Wir besuchen zuerst ein Museum für moderne Kunst gefolgt von einer Besichtigung der Spaten Brauerei.
Tag 6, Landshut
Hier erwartet uns Maccarena, eine ehemalige deutsche Austauschstudentin, die für uns den heutigen Abend organisiert hat. Wir übernachten in der "alten Kaserne". Zuvor jedoch der obligatorische Auftritt vor begeistertem Publikum. Zwei mal eine halbe Stunde und somit bisher der längste Auftritt. Der Bürgermeister hat schon Wochen vorher überall rum erzählt, dass die Schweden kommen. Die Stimmung ist Bombe!
Der Abend findet bei ganz viel Freibier einen Ausklang und ich lausche aufmerksam den Geschichten von Fröilein Björn, einem 42-jährigen Ehemaligen, der noch immer mit auf Tour kommt. An dem Abend beginne ich die Liebe und den Zusammenhalt zu verstehen, der LiTHeBlås ausmacht und falle glücklich in meinen Schlafsack.
Tag 7, Bamberg
Heute gibt es zur Abwechslung mal keinen Auftritt. Wir deponieren unsere Schlafausrüstung im Zirkuszelt der pädagogischen Don Bosco Organisation für Kinder. Ab Mittag sind wir unseren Tag zu gestalten. Es gibt die Gruppe "Mitagessen", die Gruppe "Kultur" und die Gruppe "Baden". Ich schliesse mich letzerer an. Nach einem dennoch regen und anstrengenden Tag, finden wir uns erneut im Zirkuszelt ein, von wo wir zum Abendessen in einem Biergarten aufbrechen. Der Auftrag für den Anschluss ist klar: Barrunde! Es wird im Orchester übrigens nicht gerne gesehen, wenn man immer mit der selben Person abhängt. Darum sucht man sich für die Barrunde immer neue Gesichter. Plutten fragt, ob ich Bock auf ihre Rave-Runde habe, sie hätte den einzigen Club gefunden, der offen hat. Klaro! Machen wir dann auch. Um 02:00 schliesst der Club und mich erreichen Neuigkeiten von einer anderen Gruppe. Diese Planen eine nächtliche Fotosession im Fluss für den heissen Orchesterkalender 😉
Tag 8, Bad Salzdetfurth
Auch in diesem kleinen Städtchen kommen die Leute nur wegen uns zum Event. Der Organisator spricht sogar schwedisch mit uns und hätte am liebsten gleich einen 2h Auftritt. Nach der gestrigen Barrunde, kaltem Zirkuszelt und Tagwache um 0700 ist heute der anstrengendste Tag der ganzen Tour. Beim Mittagessen hinter der Grundschule umarme ich das Gras und döse im Energiesparmodus. Nach dem BBQ vom Organisator marschieren wir los zum Bikepark, wo die deutsche Meisterschaft stattfindet. 2x 45min Auftritt haben wir. Egal wie müde du bist, du machst einfach - punkt! Und nach dem ersten Song bist du eh wieder fit.
Bei der Abendrunde bin ich dann aber nicht mehr dabei und finde mich als erster auf der "Kack-bank" vor der Turnhalle in der wir Schlafen. Die Kack-bank ist die Schlüsselwache. Man wartet am Eingang auf die nächsten Heimkehrer bis die ganze Personenliste abgehakt ist = jeder ist heil im Schlafsaal.
Tag 9, Lund
Von Bad Salzdethfurth ist es ein ganz schön langer Weg bis nach Hannover. Oben angekommen ist es Zeit für Operation: Beerbarrel. An einem Grenzshop machen wir Halt, stellen uns im Bus in Reihe auf, laufen vorne raus, fassen 2 Kisten Bier, steigen hinten wieder Ein und füllen den Raum unter den Sitzplätzen damit. Billiges Bier für den Clubraum in Schweden, dass hoffentlich den Jahresvorrat bis zur nächsten Tour deckt.
In Hannover checken wir auf der Fähre ein und geniessen eine 6h Überfahrt nach Schweden. Geniessen ist das richtige Wort. Es gibt Weissbier zum Sonnenuntergang und eine frei benutzbare Sauna im Innern der Fähre.
Gegen 21:00 geht die Busfahrt weiter und wir fangen uns an zu fragen, wo wir wohl heute Nacht unterkommen. Die Antwort kommt prompt: im "Darm", so heisst der Clubraum der AMC Bleckhornen (dem Studentenorchester in Lund). Ein Partyraum der zum Schlafsaal so gut geeignet ist, wie der Bus zum Biertransport. Für einige ist das zu viel und sie finden Unterkunft bei einem Bleckhornmusikanten zu Hause. Für den Rest gibt es Party bis 0300 und anschliessend Nachtruhe auf Sofas, Couchsesseln und Schlafmatten.
Tag 10, Lund & Linköping
Ohne Zmorge geht's los und allgemein stellen wir uns die Frage, wo es heute noch hin gehen soll. Die Fahrt nach Linköping sind nur 4h und die Ankunft ist ja um 1600. Auch darauf wissen die Reiseleiter kurzerhand Antwort. Sie haben ganz heimlich Byxan's Mama kontaktiert. Auf derem unbeschreiblich idyllisch-schwedischen Bauernhof sind wir zum Zmorge eingeladen. Im Anschluss spielen wir für die Familie und Nachbarn unseren letzten Auftritt in der Scheune.
Am Abend kommen wir pünktlich in Linköping an. Der Bus wird entladen. Die auserwählten, die irgendwann während der Tour ihr Essen verloren haben, säubern den Bus. Ein letztes Gruppenfoto wird gemacht. Dann ist es Zeit für den emotionalen Umarmungskreis. Alle heulen, drücken sich und freuen sich auf die nächste Tour. Was für eine Bande!
Schlusswort
Ich bin unglaublich dankbar, diesen Haufen verrückter Leute kennen gelernt zu haben. Die passen zu mir, wie ich zu ihnen. Mit dem Schritt LiTHeBlås beizutreten habe ich etwas geschafft, was viele Austauschstudenten nicht tun - einen schwedischen Freundeskreis aufbauen. Der Umgang miteinander, die Offenheit für Blödsinn und das Verständnis, wenn man grad mal nicht mitmachen kann sind Merkmale, die ich an LiTHeBlås so liebe. Man gehört dazu. Auch wenn es nur 3 Monate im Erasmussemester sind. Auch wenn man 42 Jahre alt ist und noch Bock hat. Auch wenn man sich lange nicht mehr Blicken lassen hat und für das Jubiläum an die Party kommt. Die Option für jegliche Events zurück zu kehren steht immer offen. Und genau das habe ich vor. Im Dezember steht das Luciafest an, wo ich mithelfen will. Im Frühling 2023 wird das 50-Jahr Jubiläum sein und dann natürlich die jährliche Tour im Juni 2023.
Und ganz Nebenbei sind solche Connections auch für Vitamin-B ganz hilfreich. So hat die französische Phd-Studentin und Flötistin mich probiert für das Phd Programm zu überschnorren. Die Zeit wirds verraten, wo ich in einem Jahr landen werde. Aber eines verstehe ich nun: man kann mehrere Orte auf der Welt sein Zuhause nennen. Linköping ist nun eines davon ❤️
Die ganze Tour auf Karte
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